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Trichoderma viride
29.6.2023

Schimmelpilz des Monats Juni

Trichoderma viride Persoon 1794

Die Schimmelpilzart Trichoderma viride wurde erstmals 1794 im „Neuen Magazin der Botanik“ beschrieben. Für damalige Verhältnisse war es üblich Neuerungen im Bereich der Mykologie in botanischen Fachzeitschriften zu veröffentlichen. Aktuelle Veröffentlichungen erscheinen, thematisch sauber, in spezifischen Fachzeitschriften der Mykologie oder der Botanik.

Bild links: Trichoderma viride aus Reinkultur. Sieben Tage inkubiert bei 25 °C auf MEA-Agar. Eine einzelne grünlich-gelbe Kolonie füllt die gesamte Agarplatte aus. Das Zentrum ist in aller Regel dunkler grün gefärbt und wird zu den äußeren Rändern hin gelblich. Als leicht gräulicher Flaum ist das dünn gebildete Luftmyzel zu erkennen. Durch die verschiedenen Färbungen ist das konzentrische Wachstum der Kolonie zu erkennen.

Bild rechts:
Trichoderma viride aus Reinkultur. Sieben Tage inkubiert bei 25 °C auf DG18-Agar. Eine einzelne weißliche Kolonie wächst im Zentrum der Platte. Die Kolonie wächst erheblich kleiner als auf MEA-Agar und verbleibt zumindest innerhalb der sieben tägigen Inkubation steril. Das heißt, es werden keine Konidiosporen gebildet, welche die Färbung der Kolonie ausmachen. Die Kolonie bleibt flach und bildet kein Luftmyzel aus.

Eine Eigenschaft, die in der gesamten Gattung Trichoderma auftritt und zweifelsohne schon bei der Beschreibung eine maßgebliche Rolle gespielt hat, ist die sehr hohe Wachstumsgeschwindigkeit. Trichoderma viride und auch andere Vertreter der Gattung, sind bei passenden Bedingungen (25 °C auf MEA) durchaus in der Lage schon nach vier tägiger Inkubation einen Koloniedurchmesser von 6 – 9 cm zu erreichen. Damit sind die Standardagarplatten nach der Hälfte der, durch die DIN ISO 16000-17:2008 vorgeschriebenen Inkubationszeit von sieben Tagen, vollkommen zugewachsen. Dies erschwert die Auswertung von MEA-Agarplatten immens, da andere Schimmelpilze überwachsen werden und die notwendigen morphologischen Kriterien nicht erfassbar sind. Zudem sind einige Trichoderma Arten in der Lage andere Schimmelpilze zu unterdrücken und teilweise zu zersetzen um sie als zusätzliche Nährstoffquelle zu verwenden. Diese beiden Eigenschaften sorgen dafür, dass der Nachweis von Trichoderma auf MEA-Agarplatten zu Minderbefunden bei anderen Schimmelpilzen führen kann.

Der osmotische Stress der DG18 Agarplatten bremst die Gattung Trichoderma empfindlich ein, sodass eine bessere Auswertung möglich ist (beispielhaft am Wachstum von Trichoderma viride gezeigt). Durch das sterile Wachstum von Trichoderma auf den DG18-Agarplatten ist die Identifikation dieser Schimmelpilze wiederrum nur auf MEA Platten möglich. Dies verdeutlich warum bei der Analytik von Schimmelpilzen in Innenräumen sowohl die DG18 als auch die MEA Messung wichtig sind. In der Routineanalytik von Schimmelpilzen in Innenräumen spielt die Gattung Trichoderma zwar aus den genannten Gründen eine Rolle in der Auswertung, aber dadurch, dass es sich hierbei um typische Schimmelpilze auf verrottendem Holz oder Früchten handelt, spielt deren Nachweis bei der Beurteilung von Innenraumschäden eine eher untergeordnete Relevanz. Aus diesem Grund und unter der Berücksichtigung, dass die heute mehr als 100 beschriebenen Arten häufig nur auf molekularer Ebene sicher zu unterscheiden sind, werden die Vertreter dieser Gattung in der Routineanalytik unter Trichoderma spp. subsumiert.

Bei der Untersuchung von Partikelspuren (Gesamtsporen-Messungen) oder Klebefilmpräparaten können die Sporen der Gattung Trichoderma mitunter dem Sporentyp Aspergillus / Penicillium zugeordnet werden. Eine zweifelsfreie Zuordnung ist ohne Sporenträger nicht immer möglich. Die leicht länglichen Konidiosporen können je nach Orientierung im Raum dem Sporentyp Aspergillus / Penicillium entsprechen. Der Sporentyp subsumiert eine Reihe von Schimmelpilzgattungen, deren Sporen als klein und rund zu bezeichnen sind. Die Merkmale in den Direktmikroskopischen Verfahren sind häufig nicht ausreichend um die Gattung zweifelsfrei zu bestimmen.

Gemäß TRBA 460 ist die Schimmelpilzart Trichoderma viride in der biologischen Risikogruppe 1 eingestuft. Somit ist kein erhöhtes Infektionsrisiko für Menschen bekannt. Konform dazu sind im aktuellen Altas of clinical fungi keine Einträge für Trichoderma viride und somit keine bekannten Infektionen bei Menschen nachgewiesen. Konkrete Angaben zum aW-Wert und damit den voraussichtlichen Wasseranspruch, sind nicht bekannt.

Lichtmikroskopische Aufnahme bei 1000 facher Vergrößerung

Lichtmikroskopische Aufnahme bei 1000 facher Vergrößerung

Das Bild wurde nachträglich digital vergrößert um die zu beschreibenden Strukturen kenntlich zu machen. Entlang eines Sporenträgers (von unten ins Bildzentrum ragend) werden in regelmäßigen Abständen 2 – 4 wirtelig stehende Phialiden gebildet, welche durch ein basales Septum von dem Sporenträger abgetrennt sind. Die Phialiden sind bauchig und nach oben hin leicht verjüngt. Am Ende der Phialiden werden die rundlichen Konidiosporen gebildet. Diese sind hier im Bild als dunkelblaue Kreise mit schwärzlichem Rand erkennbar. Die Konidiosporen weisen eine raue Ornamentierung (Oberflächenstruktur) auf.

Rasterelektronen mikroskopische Aufnahme mit Gold besputtert bei einer 9674-fachen Vergrößerung

Rasterelektronen mikroskopische Aufnahme mit Gold besputtert bei einer 9674-fachen Vergrößerung

Die runden Sporen sind durch den Prozess des Sputterns und durch das Vakuum eingedrückt (Präparationsartefakt). Normalerweise sind die Sporen rund, ohne deutliche Delle. Zu erkennen ist die Oberflächenstruktur der Konidiosporen. Die Sporen stehen in kleinen Clustern auf den wirtelig positionierten Phialiden (hier verdeckt durch die Sporen).

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